Das Grab der Nefertari im Tal der Königinnen

Das Grab der Nefertari im Tal der Königinnen


Das Grab der altägyptischen Königin Nefertari, der Großen königlichen Gemahlin des Pharaos Ramses II. im Tal der Königinnen ( QV66 ), war Ausdruck einer Liebe, die den Tod überdauern sollte.

Es ist das bedeutendste Grab im Tal der Königinnen und bildet den Höhepunkt in der Entwicklung des ägyptischen Königinnengrabes.

Nur wenig wissen Ägyptologen über Nefertari, die Lieblingsfrau von Ramses II., des Pharaos, der das Neue Reich Ägypten von 1279 bis 1213 v. Chr. regiert hat. Sicher ist nur eines: daß er sie liebte. Anders ließe sich nicht erklären, daß die ihr und der Göttin Hathor geweihte Statue in Abu Simbel genauso groß ist wie die des Gottkönigs – eine Ehre, die keiner anderen ägyptischen Königin je zuteil wurde. Die Beinamen, die der Pharao ihr gab, bezeugen gleichfalls seine Gefühle: "Herrin der Liebenswürdigkeit", "süß an Liebe", "schön an Gesicht", "für die die Sonne scheint". Und nach ihrem Tode widmete ihr Ramses II. ein letztes, spektakuläres Geschenk: Obwohl sie nicht königlicher Abstammung war, ließ er Nefertari im Tal der Königinnen bestatten.

Die Wandmalereien in ihrem Grab gehören zu dem Schönsten der pharaonischen Grabkunst, einzigartig in ihren lebendigen Farben, ihrer Genauigkeit und ihrer Fülle. Sie zeigen den Weg der Bestatteten ins Jenseits und ihre Begegnung mit Göttern wie Osiris und Isis, dabei strikt dem Ablauf des Ägyptischen Totenbuches folgend. Das tägliche Leben an der Seite Ramses’ II. oder ihrer sechs oder sieben Kinder fand leider keinen Eingang in die Darstellungen. Die kunstvollen Malereien vor dem Verfall zu schützen, erforderte Geschick und Einfallsreichtum.

Entdeckung des Grabes QV 66

Das Grab wurde 1904 von Ernesto Schiaparelli, der zwischen 1903 und 1905 erste systematische Ausgrabungen im Tal der Königinnen durchführte, entdeckt. Nachdem der verschüttete Eingang freigelegt worden war, fand er das Grab offen vor, ohne Überreste der antiken Schließung, womit klar war, daß ihm Grabräuber zuvorgekommen waren. Die wenigen Funde, darunter die Überreste einer von den Grabräubern zerspöitterten Mumie ( Beinknochenfragmente ) überführte er in das von ihm geleitete Museo Egizio in Turin, wo sie noch heute zu sehen sind. 
In der Sargkammer fand Schiaparelli als bedeutendstes Objekt den von Plünderern gesprengten Sarkophagdeckel, dessen Fragmente sich größtenteils wieder zusammensetzen ließen. Hier fand er auch einen Djed-Pfeiler, der sich in einer von vier Wandnischen befand. Zu den anderen Funden zählen zahlreiche Uschebtis, ein Paar Sandalen aus Palmbast, zwei gewölbte Kästchendeckel und ein Knauf aus blauer Fayence, der die Namenskartusche von Pharao Eje, dem Nachfolger Tutanchamuns aus der ausgehenden 18. Dynastie, trägt. 

Architektur

Die konzeptionelle Grundlage des Felsgrabes bildet ein Zweikammer-System, das durch umfangreiche Erweiterungen jedoch auf zwei axial aufeinander ausgerichtete Raumkomplexe ausgedehnt wurde. 
Die Hauptachse des Grabes vom Eingang zur Sarkophagkammer orientiert sich (nach den real-geographischen Himmelsrichtungen) von Süden nach Norden, was scheinbar in Widerspruch zur ägyptischen Ideologie steht, nach der eine Sarkophagkammer im Westen zu liegen hat. Die Szenen orientieren sich meist an den idealtypischen Himmelsrichtungen, es gibt aber auch eine Einbindung der real-geographischen Himmelsrichtung in die Konzeption des Dekorationsprogrammes.  
Wie in seiner eigenen Grabanlage (KV7) hatte Ramses II. auch bei Nefertari eine leicht „geknickte“ Form in der Gestaltung der Grabachse gewählt, was in der Zeit vor Echnaton üblich war. Dieser Knick ist ein einzigartiges architektonisches Element im Tal der Königinnen. 
Eine weitere Besonderheit des Grabes ist, daß es Pfeiler besitzt. Kein früheres Grab im Tal der Königinnen weist Pfeiler auf. Auch im Tal der Könige sind Pfeiler, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nur den königlichen Gräbern vorbehalten. 

Wanddekoration

Als Königin durfte Nefertari keine königlichen Totentexte benutzen, sondern wählte Entsprechungen aus dem Totenbuch, dessen Sprüche und Illustrationen für jedermann zum jenseitigen Gebrauch verfügbar waren und auch in den Beamtengräbern jener Zeit viel benutzt wurden. Einige Motive sind aber auch direkt dem Bildprogramm der Königsgräber entnommen und heben sie damit über die Stufe der Beamten- und Prinzengräber weit hinaus. Dazu gehört vor allem die Gestaltung der Decke als gestirnter Himmel, was man seit dem Alten Reich nur in königlichen Gräbern findet und die Vorstellung eines für den König bestimmten Jenseits verkörpert. Auch die Darstellungen der Wappenpflanzen von Ober- und Unterägypten (Lotos und Papyrus und der Göttin Maat) gehören eigentlich nur in ein Königsgrab
Die Wandgemälde des Grabes folgen einem bestimmten ikonografischen Programm. Es wird die Reise der Verstorbenen anhand von zwei Achsen dargestellt: Die erste Achse ist auf das Innere des Grabs orientiert (religiöser Westen), wo sie ins Reich des Osiris gelangt; die zweite Achse richtet sich nach außen (religiöser Osten), wo sie regeneriert und zum Licht des Re zurückkehrt. Mit ihrem Einzug in das „Haus der Ewigkeit“ begibt sich Nefertari somit auf eine lange Reise und gelangt, nachdem sie alle Hindernisse erfolgreich überwunden hat, ins Reich des Totengottes Osiris. Ihre Rückkehr zum Licht spielt sich in umgekehrter Reihenfolge ab, in der sich der Übergang von ihrem Zustand als Osiris in den des Re vollzieht. Der Höhepunkt dieser Reise findet in der Vorhalle statt, wo das „Herausgehen am Tage“ der glorifizierten und mit der am Horizont auftauchenden Sonne verschmolzenen Königin stattfindet.

Rettung der Wandgemälde

Alle Macht Ramses’ II. konnte das Grabmal nicht vor Räubern und Verfall schützen. wie schon erwähnt, war das Grab vor der Entdeckung durch Schiaparelli geplündert worden. Etwa ein Fünftel der kunstvollen Malereien war vernichtet, andere wiesen Schäden auf, doch infolge natürlicher Prozesse: Salz war aus dem umgebenden Kalkstein eingedrungen und hatte sich unter und auf der bemalten Putzschicht kristallisiert. Während der nächsten Jahrzehnte setzten Besucher unbeabsichtigt die Zerstörung fort, vor allem durch Berühren der fragilen Oberflächen, aber auch durch die Feuchtigkeit von Atmung und Schweiß.

Archäologen und Kunsthistoriker äußerten wachsende Sorge, und in den späten zwanziger Jahren finanzierte das New Yorker Metropolitan Museum of Art eine ausführliche photographische Dokumentation der Wandgemälde (diese Aufnahmen ergänzten sowohl 135 Glasplatten-Negative, die Schiaparellis fleißiger Photograph 1904 und 1905 gemacht hatte, als auch spätere Bild-Dokumentationen). Schließlich waren die Malereien in solchem Ausmaße beschädigt, daß die ägyptische Regierung das Grab in den späten dreißiger Jahren für die Öffentlichkeit schloß.

Nefertaris Vermächtnis lagerte so in staubiger Stille, nur besucht von auserwählten Wissenschaftlern. Etwa 40 Jahre später begutachteten Experten der UNESCO, des International Center for the Study of Preservation and the Restoration of Cultural Property und der Universität Kairo den jeweiligen Erhaltungszustand verschiedener wichtiger Gräber, auch das der Nefertari. Die Lage war ernst, und Konservatoren des Getty Conservation Institute und der Ägyptischen Altertümerverwaltung mahnten, die verbleibenden Kunstwerke zu retten.

Im Auftrag dieser beiden Organisationen widmeten sich Experten ganz unterschiedlicher Fachrichtungen von 1986 bis 1992 dieser Aufgabe, darunter Kunsthistoriker, Konservatoren, Ägyptologen, Chemiker, Ökologen, Topographen und Techniker. Das Team ermittelte Mikroklima und Hydrologie des Grabes und entwickelte dementsprechende Maßnahmen, neuerliche Zerstörungen zu verhindern.

Acht Jahre nach dem Abschluß der Arbeiten erweist sich der erreichte Erhaltungszustand der Malereien als stabil – das Projekt war ein Erfolg. Die wundervollen Bilder, die klare Schönheit der Königin Nefertari – Besucher dürfen sie wieder bewundern. Und zwar im Original, nicht als Repliken aus dem 20. Jahrhundert. Nichts wurde übermalt, und dennoch wirken die Bilder wie neu; selbst Farbkleckse, die pharaonische Künstler vor über 3000 Jahren auf Wänden und Fußboden hinterließen, sind wieder zu sehen.

Bewundern Sie diesen Beweis einer großen Liebe bei Ihrer Ägypten Studienreise mit Reisen in Ägypten und lassen Sie sich von den farbenprächtigen Wanddekorationen bezaubern!

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